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Eine Geschichte zwischen Deutschland und Ägypten

Ein Ägypter in Deutschland: Khaled Anwar Abdel Ghany als Gast im E-Café.


Ja, interessiert sich denn in Hannover niemand in Ägypten? „Wir haben erst 60 Karten verkauft“, sagt Khaled Anwar Abdel Ghany sichtlich enttäuscht beim NP-Treff im E-Café. „Die Leute kommen aus Peine und Hildesheim, auch aus Bayern und Sachsen – nicht aus Hannover.“

Wer kommt, kennt Ihn. Abdel Khaled, der nächste Woche erstmals in der Landesbühne einen Diavortrag über sein Land hält, ist nicht nur Ägyptologe, sondern auch Reiseleiter für die TUI in seiner Heimat. Hier wie dort erzählt er Geschichte  und Geschichten, über die einzigartigen Monumente der Pharaonen und deren Antriebe: Eitelkeit und Ewigkeit.

„Jeder von Ihnen schuf seinen Stil, und jeder wollte unsterblich sein“, sagt der 39-Jährige. „Das ist Ihnen hier gelungen: Wir sitzen hier und sprechen immer noch über sie.“ Dass er so viel weiß, ist durchaus ungewöhnlich für einen Ägypter: „Mein Land wurde 2000 Jahre lang nicht von Ägyptern regiert. Das war viel Zeit, um es leer zu räumen.“ Forschung fand und findet im Ausland statt. Auch Abdel Ghany studierte in Deutschland.

Dass er so fließend deutsch, hat noch einen anderen Grund: seine Frau. Vor sieben Jahren lernte sie ihn auf einer Reise kennen, zog von Altwarmbüchen nach Kairo. Die Sommer verbringen sie in ihrer Heimat, auch wegen der Töchter. Derzeit leben sie in der List. Und er hält seine Vorträge, oft in Peine, dem Geburtsort seiner Frau, aber auch im Hildesheimer Römer- und Pelizaeus-Museum: “Sonst wird mir langweilig.“

Seine Töchter sollen beide Länder kennen lernen, beide Temperamente: „Deutschland steht für Ordnung, Disziplin, Ägypten für Spaß am Leben.“ Wer Abdel Ghany zuhört, spürt, das er beides vereinigt.

Der Vortrag in der Landesbühne beginnt am Sonnabend, den 14. August, um 18 Uhr. Thema sind die Kunstschätze des Ägyptischen Museums und ihre Geschichte. Eintritt zwölf Euro.

Neue Presse Hannover,  August 2004

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